SABINE SPITZ IM INTERVIEW:

20 JAHRE NACH IHREM ERSTEN WELTCUP-SIEG AUF SCHWALBE JIMMY




Vancouver, 7.7.2002: Sabine Spitz fährt beim Weltcup auf Grouse Mountain, dem Hausberg Vancouvers, zu ihrem ersten Weltcup-Sieg. Der Beginn einer einzigartigen Karriere. Im Interview blickt sie zurück auf Ihren ersten Erfolg, aktuelle Safari-Abenteuer in Südafrika und ihre Schwalbe-Lieblingsreifen.

Hallo Sabine, wo bist du gerade unterwegs?

Ich bin gerade wieder für ein paar Wochen in Südafrika, weil ich dort die Möglichkeit habe, mit dem Bike eine Safari zu machen. Das ist sehr reizvoll. Ansonsten bin ich normalerweise zu dieser Zeit in meiner Heimat im Schwarzwald und fliege nach der Safari auch dorthin wieder zurück.

Safari mit dem Bike klingt superspannend – was machst du da genau?

Ich werde als Guide bzw. Leaderin eingesetzt. Die Safari hat einen Charity-Hintergrund (Children in the Wilderness). Mit den Einnahmen werden Kinder im ländlichen Raum im Dreiländereck Südafrika/Botswana/Simbabwe unterstützt – genau dort, wo die Safari stattfindet.

Was für Strecken stehen auf dem Programm – wie anspruchsvoll wird es?

An die insgesamt 400 Teilnehmer wurden Trainingspläne herausgegeben, alle müssen eine gewisse Grundfitness vorweisen. Insgesamt geht die Tour vier Tage mit je 70-80 Kilometern auf Elefantenpfaden in der Wildnis, vermutlich werden wir dort auch Löwen begegnen.

Das wird für Mensch und auch Material anspruchsvoll – welche Reifen fährst du?

Definitiv, dort wimmelt es von Devil Thorns, ich habe schon Bilder gesehen, wo vor lauter Dornen kaum noch Profil zu sehen war. Umso wichtiger ist es, einen guten Reifen zu haben und auch genügend Dichtmilch einzupacken. Ich fahre vorne mit dem Racing Ray und hinten Racing Ralph, die ich beide sehr liebe. Der Racing Ray gibt mir eine gute Führung. Gerade wenn es auch auf Schotter, leichtes Gravel bergrunter geht, habe ich damit super Erfahrungen gemacht. Der Racing Ralph hinten gibt mir super Traktion aufs Hinterrad. Das ist eine super Kombination. Ich fahre die Größe 57-622 mit 1.3 bar – natürlich Tubeless. Ich vertraue den Reifen und habe damit immer ein gutes Gefühl.

Hast du dein Trainingspensum für die Tour erhöht? Wie viel Rad fährst du heute noch?

Ich habe mich natürlich auch darauf vorbereitet, fahre aber schon noch relativ viel. Gerade wenn ich in Deutschland bin, fahre ich neben dem MTB auch gerne mit dem Straßenrad mit eurem One. In Südafrika bin ich auch öfters mit meinem Gravelbike unterwegs und fahre dort euren G-One Allround. Insgesamt sitze ich ungefähr 15 Stunden pro Woche auf dem Rad,

Kommen wir auf deinen ersten Weltcup-Sieg zu sprechen, der heute am 7. Juli exakt 20 Jahre her ist. Was für Erinnerungen hast du noch an den Tag?

Das Rennen fand auf dem Hausberg von Vancouver, Grouse Mountain, statt. Ich habe direkt wieder ein grandioses Bild vor Augen, das von mir gemacht worden ist. Dort stehe ich oben auf dem Hang und man sieht im Hintergrund die Straßenzeilen von Vancouver. Das bleibt im Kopf hängen. Die Strecke war sehr abwechslungsreich, hat aufgrund der vielen unterschiedlichen Anforderungen sehr viel Spaß gemacht. Bei der Siegerehrung haben die Veranstalter dann die deutsche Nationalhymne nicht auf der CD gefunden, dann habe ich kurzerhand die Hymne für mich alleine gesungen (lacht).

Eine offizielle Partnerschaft zwischen Schwalbe und dir bestand damals noch gar nicht, trotzdem hattest du den Schwalbe Jimmy auf deinem Rad montiert. Wie kam es dazu?

Der Jimmy war mir als Reifen wichtig, weil er mir die beste Performance ermöglicht hat. Wenn du weißt, der Reifen hat richtig gute Qualitäten und ist für diese Bedingungen ideal, dann fährt man ihn. Der Jimmy hatte deutlich höhere Stollen, ich bin ihn damals noch in einer sehr schmalen Version gefahren, 1.95er-Breite. Das gibt es heute ja quasi gar nicht mehr. Durch die schmale Version haben beim Jimmy die Stollen nochmal höher gewirkt – das ist das erste, was mir immer einfällt, wenn ich an ihn zurückdenke.


"Der Jimmy war mir als Reifen wichtig, weil er mir die beste Performance ermöglicht hat. Wenn du weißt, der Reifen hat richtig gute Qualitäten und ist für diese Bedingungen ideal, dann fährt man ihn."


SABINE SPITZ


Was ist aus deiner Sicht seitdem die prägendste Entwicklung Jahre in Hinblick auf Reifen gewesen?

Die Breite, aber auch die Gummimischung. Ich finde es sehr spannend, wie unterschiedlich die Compounds am Ende wirken. Ich war mal dabei, als das mit einem Experiment verdeutlich wurde. Ihr habt einen Ball mit unterschiedlichen Gummimischungen runterfallen lassen und je nachdem, wie viel Energie sie aufnimmt, ist er unterschiedlich schnell zurückgesprungen. Auch ein schöner Praxistest ist es, die Stollen bei XC-Reifen zu verdrehen und zu schauen, wie schnell sie wieder in die ursprüngliche Stellung zurückdrehen oder wie langsam. Da gibt es gravierende Unterschiede und man merkt, wie passend eure Mischungen für die unterschiedlichsten Bedingungen sind.

Welche Bedeutung hatte dein erster Sieg für dich?

2001 war das erste Jahr, in dem ich durchgestartet bin. 2002 hatte ich schon gute Ergebnisse vorher, aber den ersten Sieg kann man nicht beschreiben. Nur ein Wort: Wow. Gerade wenn man bedenkt, wo ich herkam. Es war vielleicht auch ein Stück Genugtuung dabei, es manchen Kritikern gezeigt zu haben.

Was ist sonst der Moment deiner Karriere, an den du am liebsten zurückdenkst?

Der Olympiasieg 2008. Aber auch die Silbermedaille in London 2012 nach meinem Sturz im Rennen bedeutet mir sehr viel. Da hätte superviel passieren können, da habe ich Silber gewonnen und nicht Gold verloren.

Vor drei Jahren hast du deine aktive Karriere beendet – hast du seitdem schonmal etwas aus der Zeit vermisst?

Ich bin ja noch immer drin im Geschehen. Neben Coaching bin ich auch als TV-Expertin dabei. Die aktive Zeit vermisse ich nicht, ich habe es ja 25 Jahre gemacht. Da ist es dann auch gut, ein Ende gefunden zu haben. Ich liebe es, meine Runden zu fahren, aber ich muss wirklich nicht mehr irgendwelche Intervalle mehr fahren, zehnmal den Berg hoch und wieder runter. Die Leute haben früher immer gefragt, was für eine schöne Tour ich im Training gefahren bin. Und die Realität sah dann so aus, dass ich fünf Minuten von zuhause weg war und mich an einem Berg abgearbeitet habe. Das fehlt mir wirklich nicht (lacht).

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